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Zahl der Fluggastklagen in 2023 steigen deutlich

Zahl der Fluggastklagen in 2023 steigen deutlich

Fluggastklagen in 2023 auf Rekordniveau

Nachdem der Flugverkehr in den Jahren der Corona-Pandemie nur sehr beeinträchtigt stattgefunden hat, ist die Zahl der Flüge im Jahr 2023 wieder deutlich gestiegen. Wir wollten wissen, wie zuverlässig Passagiere im ersten Post-Pandemie-Jahr an deutschen Flughäfen reisen konnten und wie häufig es zu Problemen kam. 

Hierfür haben wir den Airport Disruption Index ins Leben gerufen. Welche Erkenntnisse daraus hervorgingen, verraten wir Dir in unserem heutigen Beitrag.

Was ist der Airport Disruption Index? 

Das Ziel der Studie zum Airport Disruption Index (ADI) war es herauszufinden, an welchen deutschen Flughäfen das Fliegen für Reisende besonders zuverlässig funktioniert und wo es hingegen mit höherer Wahrscheinlichkeit zu Problemen kommen kann.

Um den ADI zu berechnen, haben wir die Passagierzahlen je Flughafen und die Anzahl an Fluggastklagen für den Flughafen am jeweiligen Amtsgericht des Standort ermittelt. Diese wurden anschließend gegenübergestellt und ergeben den jeweiligen ADI der 15 größten Flughäfen.

Weitere Informationen findest Du hier: Airport Disruption Index 2023

Fluggastklagen an deutschen Flughäfen

Nachfolgend fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse aus der aktuellen Studie für Dich zusammen. 

1. Anzahl der Klagen auf Rekordniveau

Nach den Corona-Jahren 2020 - 2022 hat sich das Passagieraufkommen an den deutschen Flughäfen wieder deutlich erholt, auch wenn es im Jahr 2023 weiterhin unter dem Vorkrisen-Niveau aus 2019 lag. Doch bereits für das kommende Jahr wird erwartet, dass das Flugaufkommen das Niveau von 2019 erreicht und sogar leicht übersteigt. 

Wenig überraschend hat sich parallel dazu auch die Zahl der Fluggastklagen aufgrund von Verspätungen oder Ausfällen deutlich gesteigert. Lag die Zahl im Jahr 2022 noch bei etwa 63.000 Klagen, werden für das Jahr 2023 insgesamt mehr als 120.000 Klagen erwartet. Damit wird sich die Zahl mit einem Wachstum von 90 Prozent beinahe verdoppelt haben und auf Rekordniveau liegen.

2. Flughafen BER Spitzenreiter bei den Klagezahlen

Der oft als Pannenflughafen verschriene Hauptstadtflughafen “Willy Brandt” in Berlin wird seinem Ruf auch bei den Klagestatistiken gerecht. Zumindest, wenn man einen Blick auf die absoluten Zahlen wirft. Am zuständigen Amtsgericht des nach Passagierzahlen drittgrößten Flughafen des Landes werden Hochrechnungen zufolge bis Ende des Jahres 15.604 Klagen eingehen. Damit belegt der BER die “Spitzenposition” unter den 15 Flughäfen. 

Wirklich aussagekräftig ist das Ranking jedoch erst, wenn man die Fluggastklagen ins Verhältnis zum Passagieraufkommen setzt. Betrachtet man nur die 5 größten Flughäfen, rangiert der BER mit einem Passagieraufkommen von 23 Mio. und einem ADI von 6,8 ebenfalls auf dem 1. Platz. Die Unterschiede zu den Flughäfen in Hamburg (6,7) und Düsseldorf (5,7) sind jedoch nur geringfügig.

Fluggastklagen - Airport Disruption Index der 5 größten deutschen Flughäfen
Airport Disruption Index 2023 - Top 5 der dt. Flughäfen

Ein positiveres Bild aus Sicht des BER ergibt ein Blick auf das Gesamtranking aller untersuchten Airports. Dort landet er mit dem 8. Platz im Mittelfeld.

Fluggastklagen und Passagierzahlen an den 15 größten deutschen Flughäfen

3. Starke Unterschiede zwischen den Flughäfen

Der Blick auf das Gesamtranking zeigt auch, dass es große Unterschiede zwischen den Flughäfen gibt. Mit gerade einmal 2,6 Klagen je 10.000 Passagieren erreichten die größten deutschen Flughäfen Frankfurt/Main bzw. München den geringsten ADI und stehen damit für besonders hohe Zuverlässigkeit. 

Kleinere Flughäfen wie Dortmund, Memmingen oder Frankfurt/Hahn, die hauptsächlich für Urlaubsreisen genutzt werden, erreichen demgegenüber einen ADI von über 10 (9,1 bzw. 9,0) und verzeichnen folglich bis zu 4x so viele Klagen.

Ursachen für Fluggastklagen

Die Logistik an modernen Flughäfen ist komplex und die Ursachen für Flugstörungen (und im Ergebnis Klagen durch Fluggäste) liegen nicht ausschließlich bei den Flughäfen. Vielmehr müssen zahlreiche Parteien für einen reibungslosen Ablauf miteinander zusammenarbeiten. Dies beginnt beim Flughafenpersonal, geht weiter über das Personal der Bodenverkehrsdienstleister und endet bei den Airlines selbst.

Häufige Gründe für Flugstörungen sind z.B.:

  • Bereits unpünktliche Maschine
  • Verzögerungen bei der Abwicklung am Boden z.B. Reinigung, Tanken oder Gepäckabwicklung
  • Verzögerungen bei Start oder Landung aufgrund schlechter Wetterbedingungen
  • Schlechte Personalplanung oder hoher Krankenstand
  • Streiks
  • Technische Defekte am Flugzeug oder am Flughafen
  • Sicherheitsverstöße
  • Überlastungen des Luftraums
  • etc.

Wer also die Verantwortung für die Störungen im Ablauf trägt, kann nicht pauschal beantwortet werden. 

Auffällig ist jedoch, dass an Flughäfen mit einem hohen Anteil an Billig-Airlines die Zahl der Klagen überdurchschnittlich hoch ist, was auf Mängel bei der Abwicklung bei diesen Airlines hindeutet.

Flugverspätungen und -ausfälle auch in 2024 eine Belastungsprobe für Reisende und Gerichte

Wie die Studie deutlich zeigt, steigen mit den Passagierzahlen auch die Fluggastklagen wieder deutlich. Flugverspätungen und -ausfälle erreichen neue Höchststände, was die 120.000 Klagen an deutschen Amtsgerichten deutlich belegen. Leidtragende dieser Entwicklung sind am Ende vor allem die Verbraucherinnen und Verbraucher.

Wir befürchten, dass Flughäfen und Fluggesellschaften kurz- und mittelfristig nicht in der Lage sein werden, die operativen Probleme in den Griff zu bekommen. Bis es soweit ist, wird die Situation Reisende und Gerichte weiterhin belasten. In der Zwischenzeit werden wir Flugreisende weiterhin bestmöglich unterstützen, die ihnen zustehende Flugentschädigung zu erhalten.

Lukas Kaiser
Leiter Kundenberatung